Ein Coaching kann eine wertvolle Unterstützung sein – sei es für die persönliche Entwicklung, die Karriere oder den geschäftlichen Erfolg. Doch nicht jedes Coaching hält, was es verspricht. Manche Coaches arbeiten mit unseriösen Methoden, erfüllen ihre vertraglichen Pflichten nicht oder lassen sich für Leistungen bezahlen, die nie erbracht werden. In solchen Fällen stellt sich die Frage: Kann der Coaching-Vertrag fristlos gekündigt werden?
Die Antwort lautet: Ja – aber nur unter bestimmten Bedingungen. Damit die Kündigung rechtlich wirksam ist, müssen klare Gründe vorliegen, und sie muss korrekt formuliert und zugestellt werden. In diesem Beitrag erfährst du, wann eine fristlose Kündigung möglich ist, welche rechtlichen Schritte du beachten solltest und wie du gezahlte Beträge zurückfordern kannst.
Ist ein Coaching-Vertrag überhaupt kündbar?
Viele Coaching-Verträge sind auf mehrere Monate oder sogar Jahre ausgelegt. In den AGBs ist oft eine Kündigung ausgeschlossen oder nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Doch auch wenn ein Anbieter eine Kündigung im Vertrag ausschließt, bedeutet das nicht, dass du rechtlich gebunden bist – kein Vertrag ist unauflösbar.
Zwei Arten der Kündigung im Vertragsrecht
Ordentliche Kündigung
- Gilt nur, wenn sie im Vertrag ausdrücklich vorgesehen ist.
- Es muss eine Kündigungsfrist eingehalten werden.
- In vielen Coaching-Verträgen sind lange Laufzeiten ohne Kündigungsmöglichkeit festgelegt.
Fristlose Kündigung
- Ist jederzeit möglich, wenn ein wichtiger Grund vorliegt.
- Der Vertrag kann sofort beendet werden, ohne eine Frist einzuhalten.
- Der Anbieter kann sich dagegen nur schwer wehren, wenn die Gründe gut dokumentiert sind.
Das bedeutet: Auch wenn eine ordentliche Kündigung nicht vorgesehen ist, bleibt eine fristlose Kündigung immer eine Option – vorausgesetzt, es gibt einen schwerwiegenden Grund.
Wann ist eine fristlose Kündigung erlaubt?
Eine fristlose Kündigung ist nur dann möglich, wenn der Coach gegen vertragliche Pflichten verstößt oder das Coaching so mangelhaft ist, dass es keinen Sinn mehr macht. Einfach nur unzufrieden zu sein, reicht nicht aus.
Typische Gründe für eine fristlose Kündigung:
Leistungen werden nicht erbracht
→ Wenn Termine mehrfach ausfallen oder Inhalte versprochen wurden, die nicht geliefert werden.
Irreführende Versprechungen
→ Falls der Coach mit garantierten Erfolgen geworben hat, die nicht realistisch sind.
Falschberatung oder unprofessionelles Verhalten
→ Wenn der Coach fachlich ungeeignet ist oder falsche Informationen vermittelt.
Vertragsbruch durch den Anbieter
→ Zum Beispiel, wenn sich die Inhalte des Coachings stark von der ursprünglichen Vereinbarung unterscheiden.
Unethisches Verhalten oder Verstöße gegen Datenschutz
→ Wenn vertrauliche Informationen an Dritte weitergegeben werden.
Besonders problematisch sind Coaching-Programme mit hohen Kosten, die über mehrere Monate laufen und in denen große Versprechungen gemacht werden. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen, ob eine arglistige Täuschung vorliegt – denn in diesem Fall kann nicht nur fristlos gekündigt, sondern auch das Geld zurückgefordert werden.
Schritt-für-Schritt: So kündigst du einen Coaching-Vertrag fristlos
Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, solltest du diese Schritte befolgen:
- Beweise sammeln
Alles, was als Nachweis für Pflichtverletzungen dient, sollte schriftlich dokumentiert werden:
- E-Mails oder Chatverläufe mit Zusagen oder Vereinbarungen.
- Screenshots oder Aufzeichnungen von Coaching-Sessions.
- Vertragsunterlagen mit den ursprünglichen Bedingungen.
- Eventuelle Beschwerden oder negative Erfahrungen anderer Teilnehmer.
- Beschwerde oder Abmahnung senden
In einigen Fällen ist eine Abmahnung notwendig, bevor eine fristlose Kündigung rechtlich durchsetzbar ist. Dabei wird der Anbieter schriftlich darauf hingewiesen, dass er seine Leistung mangelhaft erbracht hat.
Beispiel für eine Abmahnung:
„Sehr geehrte/r [Name],
leider muss ich feststellen, dass die vereinbarten Coaching-Leistungen nicht wie zugesichert erbracht wurden. Konkret betrifft dies [Problem erläutern]. Ich fordere Sie daher auf, diese Mängel bis zum [Frist setzen] zu beheben. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, den Vertrag fristlos zu kündigen.“
Falls der Anbieter nicht reagiert oder das Problem nicht behebt, kann die Kündigung folgen.
- Kündigung formulieren
Eine fristlose Kündigung sollte schriftlich erfolgen und folgende Punkte enthalten:
- Betreff: „Fristlose Kündigung des Coaching-Vertrags“
- Vertragsdetails: Name des Coachings, Vertragsnummer (falls vorhanden).
- Begründung: Konkrete Pflichtverletzungen nennen.
- Frist: „Die Kündigung erfolgt mit sofortiger Wirkung.“
- Rückzahlungsforderung: Falls Geld zurückverlangt wird.
- Kündigung nachweisbar versenden
Damit die Kündigung nicht „untergeht“, sollte sie per Einschreiben mit Rückschein oder E-Mail mit Lesebestätigung gesendet werden.
- Rechtliche Schritte einleiten (falls nötig)
Falls der Anbieter sich weigert, die Kündigung zu akzeptieren oder eine Rückzahlung zu leisten, kann ein Coaching Anwalt weiterhelfen. Besonders bei hohen Beträgen lohnt es sich, rechtlichen Beistand einzuholen.
Ein spezialisierter Coaching Anwalt kann genau prüfen, ob eine fristlose Kündigung rechtlich durchsetzbar ist und ob zusätzlich Schadensersatzforderungen bestehen – weitere Informationen dazu findest du hier: https://www.hartung-rechtsanwaelte.de/online-coaching-vertraege-fristlos-kuendigen-und-hohen-schadensersatz-fordern/.
Was tun, wenn der Anbieter die Kündigung nicht akzeptiert?
Manche Coaching-Anbieter versuchen, eine fristlose Kündigung nicht anzuerkennen oder bestehen darauf, dass der Vertrag weiterläuft. Lass dich davon nicht verunsichern! Wichtig ist, konsequent zu bleiben und auf deine Rechte zu bestehen. Falls der Anbieter auf die Kündigung nicht reagiert oder sich weigert, bereits gezahlte Beträge zurückzuerstatten, kannst du weitere Schritte einleiten:
- Nochmals schriftlich nachhaken: Weise darauf hin, dass eine fristlose Kündigung rechtlich zulässig ist und dass du notfalls weitere Maßnahmen ergreifen wirst.
- Verbraucherschutz oder Rechtsberatung kontaktieren: Ein spezialisiertes Beratungsangebot oder eine Verbraucherzentrale kann oft weiterhelfen.
- Zahlungen stoppen (falls möglich): Falls du per Lastschrift zahlst, kannst du eine Rückbuchung bei der Bank veranlassen.
- Rechtliche Schritte einleiten: Ein Coaching Anwalt kann prüfen, ob eine Klage oder ein Mahnverfahren sinnvoll ist.
Oft reicht es schon, dem Anbieter klarzumachen, dass du deine Rechte kennst. Je besser du vorbereitet bist, desto größer sind deine Chancen auf eine erfolgreiche Kündigung.
Tipps, um unseriöse Coaching-Verträge zu vermeiden
Um späteren Ärger zu vermeiden, solltest du beim Abschluss eines Coaching-Vertrags auf folgende Punkte achten:
- Vertrag genau lesen – insbesondere zu Kündigungs- und Rückerstattungsregeln.
- Nicht vorschnell langfristige Verträge unterschreiben.
- Keine Coaching-Programme mit Erfolgsgarantien buchen – sie sind meist unseriös.
- Keine hohen Vorauszahlungen leisten.
- Online-Bewertungen prüfen und Referenzen einholen.
Viele unseriöse Anbieter arbeiten mit Druck- oder Angsttaktiken, um Kunden zu langfristigen Verträgen zu bewegen. Eine gesunde Skepsis kann viel Ärger ersparen.
Checkliste: Fristlose Kündigung eines Coaching-Vertrags
🔍 Schritt | ✅ Erledigt? |
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1. Vertrag prüfen – Gibt es eine Kündigungsklausel oder Sonderregelungen? | ⬜ |
2. Wichtige Gründe identifizieren – Liegt ein Pflichtverstoß des Anbieters vor? | ⬜ |
3. Beweise sammeln – E-Mails, Chatverläufe, Vertragsunterlagen, Screenshots sichern. | ⬜ |
4. Abmahnung schreiben (falls nötig) – Anbieter auffordern, die Mängel zu beheben. | ⬜ |
5. Kündigung schriftlich verfassen – Klare Begründung und sofortige Beendigung fordern. | ⬜ |
6. Kündigung nachweisbar versenden – Per Einschreiben mit Rückschein oder E-Mail mit Lesebestätigung. | ⬜ |
7. Rückerstattung fordern (falls berechtigt) – Falls Leistungen nicht erbracht wurden. | ⬜ |
8. Frist für Rückzahlung setzen – Eine realistische Frist (z. B. 14 Tage) zur Rückzahlung nennen. | ⬜ |
9. Reaktion des Anbieters abwarten – Falls keine Reaktion kommt, nächste Schritte einleiten. | ⬜ |
10. Juristische Hilfe einholen (falls nötig) – Ein Coaching Anwalt kann weitere Maßnahmen ergreifen. | ⬜ |
Tipp: Falls der Anbieter die Kündigung ablehnt, nicht verunsichern lassen! Eine gut dokumentierte Begründung erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Vertragsauflösung.
So kommst du aus einem ungewollten Coaching-Vertrag heraus
Ein Coaching-Vertrag kann fristlos gekündigt werden, wenn der Anbieter gegen seine Pflichten verstößt oder das Coaching nicht wie vereinbart stattfindet. Dokumentation, eine offizielle Kündigung und eine klare Begründung sind dabei entscheidend.
Falls der Coach sich weigert, die Kündigung zu akzeptieren oder bereits gezahltes Geld zurückzugeben, kann ein spezialisierter Anwalt helfen, die eigenen Rechte durchzusetzen. Wer von Anfang an genau prüft, bevor er einen Vertrag unterschreibt, kann spätere Probleme vermeiden.
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